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Editorial
Communism, capitalism. National Socialism, Marxism, opportunism, pragmatism, phlegmatism, fanaticism, but also dilettantism, individualism, idealism, existentialism and Utopianism. Terrorism, fundamentalism, extremism. Modernism, German Expressionism, Entartete Kunst, Socialist Realism. Conceptualism, provincialism, conservatism, cultural relativism and revisionism. Dresden: Otto Dix was forced to leave the academy in 1933 because his work was considered ‘degenerate’, Hans Grundig because he was communist. In 1946, after five years in a concentration camp, Grundig became director of the academy. Dresden: ‘kitschstad’ an architectural mix of Renaissance, Baroque and Plattenbau, Robotron and Transparent Factory, where the modernist Mart Stam was enlisted in 1948 but produced only a desk and some hanging lamps before the party leadership sent him to Berlin in 1950. Dresden: the city of painters: Canaletto, Casper David Friedrich, Otto Dix and Kokoschka, Romanticism and Die Brücke. The city of Gerhard Richter, Penck, Baselitz, Kiefer, Kettner, Klotz and Kerbach. The art academy as the artistic centre with a view over the Elbe, and Praxiteles above the studio window.
The painters that now besiege the art world also come from Dresden: Thomas Scheibitz, Eberhardt Havekost, Frank Nitsche, Sophia Schama, Martin Mannig and the list goes on. We spent hours in the academy’s archive with Frau Doktor Kardinar. We were in search of Mart Stam, and saw the painter’s table and lifesize dummy that had been used by Professor Klotz – the last ‘Malschwein’. We spoke with Ralf Kerbach, the professor who taught paintings to the new generation and photographed him on the academy’s roof against the panorama of Dresden. Jeder ist ein Künstler, aber nicht alle sind gute Maler*, Kunst=kapital. We wanted to speak with the Gebr. Lehmann because their gallery represents the new painters on the art market, but they were in Porto. We spoke with the collector Stefan Heinemann – also close to the source – about his collections and were served with a fantastic lunch. We ate wonderful spaghetti at Stock7, during a soirée with the people from five Dresdener artist-run spaces. ‘Stunde Null’: always going back to the beginning, but all lines continue in Dresden.

^Rob Hamelijnck & Nienke Terpsma

Gespräch mit Professor Ralf Kerbach
Ort: Brühlsche Terrassen
Grund für unseren Besuch ist, dass fast alle jungen deutschen Maler, die derzeit erfolgreich sind und von der Galerie Gebrüder Lehmann ausgestellt werden, deine Studenten sind: Thomas Scheibitz, Eberhard Havekost, Frank Nitsche, Martin Mannig ... Wenn man außerdem durch Dresden spaziert, ist das barocke Akademiegebäude nur schwer zu übersehen, hier auf der Brühlschen Terrasse mit Blick auf die Elbe, gegenüber der rekonstruierten Frauenkirche und in Nachbarschaft zum Albertinum. Es ist Teil des historischen Stadtbildes von Dresden. Die Akademie hat sowohl in der Stadt als auch in der Kunstgeschichte eine herausragende Position.

Ralf Kerbach
Es ist ein bisschen surreal. Dresden befindet sich in einer Sondersituation, sieht man sich mal Gerhard Richter an oder A.R. Penck. Sie kommen alle aus dieser Stadt, es gibt eine große Tradition, schon vor Dix und Kokoschka.
Ich hatte großes Glück, da ich 1992 auf Empfehlung von A.R. Penck berufen wurde. Meine Biografie ist sehr speziell: Ich habe dieses totalitäre System des Kommunismus schon 1982 verlassen. Ich bin nach West-Berlin gegangen, habe dann lange Zeit in Frankreich gelebt und war mit einem Stipendium außerdem eine Zeit lang in Brasilien.
Dann sprach mich Penck an und meinte, die Grenze sei nun auf und Dresden brauche junge Leute, aber auch mit Erfahrungen, was das Haus anging und die Tradition der Zeichnung, den Schwerpunkt der Malerei. „Willst du das nicht machen? Und ich habe gesagt: ‚Okay, wenn du mich fragst.’ Dann bin ich also Professor geworden. Mit den Studenten war das folgendermaßen: Ich hatte das große Glück und die Chance, frisch aus West-Berlin hierher zu kommen und auf Leute wie Frank Nitsche und Eberhard Havekost zu treffen; das waren meine ersten Studenten. Wir haben dann immer abends gemeinsam diskutiert, haben Filme angeschaut, Rockmusik gehört, und über die aktuellen Tendenzen in der Malerei gesprochen. Dadurch kam ich mit den Werken von Luc Tuymans und Marlene Dumas in Berührung, durch die Junge Generation. Und auf einmal gab es eine Kontinuität, wo die Figürlichkeit, sagen wir existenzielle Figürlichkeit und das existenzielle Bild, was Tuymans und Dumas konzeptionell verarbeitet haben und was mich schon immer interessiert hat, auf einmal eine Generation wieder interessierte; das waren Havekost, Scheibitz etc. Sie haben eine Abstraktion aufgegeben, die mich sowieso nicht mehr interessiert hat, haben nicht mehr monochrome Malerei gemacht oder Dreiecke gemalt, sondern waren auf einmal auf einer ganz anderen Ebene. Und das offene Europa hat dazu geführt, dass wir intensiv gearbeitet haben. Da gab eine ganz intensive Auseinandersetzung mit Malerei, Konzeption und der Jetztzeitmoderne.
Das hat dazu geführt, dass viele Studenten nachgezogen sind wie Martin Mannig, Olaf Holzapfel und wie Sophia Schama, die waren alle bei mir. Ich habe das sehr gerne gemacht; habe dabei aber meine eigene Arbeit ein bisschen zu sehr hintangestellt und mich als Künstler fünf Jahre ein bisschen kleiner gemacht. Erst seit ca. fünf Jahren arbeite ich wieder richtig. Das war eine Zwischenzeit zwischen der Zeit im Westen und dann wieder im Osten.
FGA
Sie sind auch nur 12 Jahre älter als ihre Studenten.
RK
Es ist schon eine Generation, Nienke, speziell hier. Ich hatte außerdem schon meine Odyssee durch Frankreich und West-Berlin hinter mir, auch mit schwierigen Zeiten. Es war nicht einfach, den Osten zu verlassen und in den Westen zu gehen, und das kannte die junge Generation nicht. Die kannten nur die neue Situation: Die Grenze zum Osten war offen, und jetzt kam alle Welt hierher, und sie haben sofort Luft gehabt. Das war der Unterschied. Das hatte unsere Generation überhaupt nicht, bei uns war Kalter Krieg, Ideologie, alles, was wir versucht haben im Osten, wurde untergedrückt. Das war ein steiniger Weg.
FGA
In den frühen 90ern kamen also Leute aus der internationalen Kunstszene nach Dresden, weil sie A.R. Penck , Richter und andere kannten.
RK
Ja, das stimmt. Es waren vielleicht nicht so viele, aber sie waren da. Es gab Aktionen und Interviews, und die junge Generation wollte wieder hier studieren.
FGA
Ich habe gelesen, dass 1946 oder 47 Grundig sämtliche Professoren an der Akademie durch neue ersetzt hat.
RK
Ja, die Nazizeit war erledigt. Sie war natürlich noch präsent in den Köpfen. Das ist ja das Problem mit Deutschland, das Faschistoide, das dumpfe Kleinbürgerliche ist doch in dieser Nation da, das ist eigentlich immer da. Aber Grundig war überzeugter Kommunist, genau wie seine jüdische Frau Lea Grundig, die während der Naziherrschaft große Schwierigkeiten hatte. Deshalb hat man die Leute, die in der Partei gewesen waren, rausgeworfen. Das war so. Aber latent war der Kommunismus und Stalinismus dasselbe System. Nehmt zum Beispiel Lingua Tertii Imperii, Sprache des Dritten Reichs von Victor Klemperer ein Wahnsinnsbuch darüber, wie Sprache in der NS-Zeit deformiert wird, dann wie Sprache in der Diktatur unter Stalin deformiert wird, wie Kunst reglementiert und sogar abgeschafft wird.
Ich habe die Reste davon, Prag 1968, erlebt. Ich saß mit meiner Mutter oben in Lindenau, und wir haben gedacht, endlich ist Prag frei, und schon war es wieder vorbei. Das ist sehr differenziert, man muss den Kontext immer mit berücksichtigen.
FGA
Es ist wirklich bemerkenswert, dass die Kunstakademie von Dresden trotzdem eine so große Bedeutung hat.
RK
Ja, ich bin in Paris mehrfach darauf angesprochen worden, und dann war ich mit Thomas auf der amerikanischen Armory Show, und da wir am selben Tag Geburtstag haben, machten wir eine Feier in einem New Yorker Club, Da wurde ich von Sammlern und Museumsleuten angesprochen: Dresden, das ist doch die Schule der Malerei, mit Dix und Kokoschka. Alle kannten diese Schule, und interessierten sich für die neue Generation von Malern. Und warum gibt es die? Weil die Mauer gefallen war. Es gibt viele gute Leute, die hier auch zu DDR-Zeiten gearbeitet haben, die aber nie eine Chance auf einen internationalen Durchbruch gehabt haben: Kettner, Peter Herrmann, Peter Graf, Göschel. Kettner war mein Lehrer, war der Lehrer von Penck, ein hervorragender Zeichner. Vor allen Dingen, was formale Dinge angeht: Bildformanalyse, Fläche, Raum. Für Dresden waren diese 90er eine ganz wichtige Zeit, und es ist immer noch ein Ort, von dem bedeutende Impulse ausgehen können. Neben Leipzig, das gerade durchstartet.
FGA
Aber ist Leipzig nicht kommerzieller?
RK
Das stimmt, der Kunstmarkt in Leipzig ist stärker kommerzialisiert und institutionalisiert. Es geht um das Label Leipzig, und das wird aufrechterhalten, solange der amerikanische Markt noch etwas hergibt. Das ist übrigens auch historisch bedingt: Leipzig war immer Messestadt, Dresden war Residenzstadt, und wir haben immer ein bisschen die Nase über das proletarische Leipzig gerümpft. In den letzten dreißig, vierzig Jahren hat sich in Leipzig unglaublich viel entwickelt, die haben sehr gute Leute hervorgebracht wie Rauch und Heisig usw. Und die haben Dresden immer als eine Provinzstadt gesehen; eine Stadt die sich international nie behaupten musste. Verrückt ist, dass sich das wiederholt: Dresden ist die elitäre, in ihrem eigenen Saft schmorende Schule, und Leipzig ist international erfolgreich.
FGA
Die Assistentin von Lehman erzählte uns, dass sei der ‚Dresdner Stolz“; wir bleiben hier und warten darauf, dass die Welt zu uns kommt.
RK
Na ja, ihr seit aus Rotterdam, ich habe in Paris gelebt. Das sind Weltstädte, da kommt man hin. In Dresden ist das ein Dünkel, das ist kleinbürgerlich. Es kommen schon Leute und schauen sich um, aber als Künstler muss man sich in der Welt bewegen.
FGA
Es erinnert mich an diese Vorstellung, die man von Adel hat: Alter Adel, der kein Geld mehr hat und ein bisschen hinfällig ist, der aber bleibt, wo er ist und vielleicht noch ein paar hübsche Kleider trägt.
RK
Das hat natürlich auch Stil. Aber das ist mit der Realität, mit dem Hardcore-Kapitalismus nicht zu vereinbaren. Das war zum Beispiel ein Aspekt, warum ich 1982 gesagt habe: Du hast zwei Möglichkeiten, entweder du bleibst in Dresden oder du gehst auf Gullivers Reisen. >>
FGA
Das ist auch eine alte Künstlertradition; man geht auf Reisen und kehrt irgendwann nach Hause zurück.
RK
Kann sein. Ich lebe allerdings bei Berlin. Hier in Dresden bin ich als Professor und male hier auch sehr gerne. Ich liebe diese Stadt.
FGA
Wie war Westberlin in den 80ern?
RK
Das war sehr speziell. Ich bin ja 1982 im September weg. Vorher hatte ich einen Ausreiseantrag gestellt und musste anderthalb Jahre warten, bis man mir sagte, dass ich gehen könne.
FGA
Warum wollte man dich gehen lassen?
RK
Ich wurde damals ein bisschen als Staatsfeind gesehen wurde. Ich hatte mit anderen zusammen eine Punkband, wir haben zu viel Unruhe gestiftet, und die haben sich wahrscheinlich gedacht, wenn der Kerbach weg ist, dann ist wieder Ruhe in Dresden.
Ich bin dann also nach West-Berlin gegangen und habe im Grunde bei Stunde Null angefangen. Das war ein richtiger Bruch, die Ostzeit war vorbei. Dort habe dann sechs Jahre gearbeitet und hatte dann im Haus am Waldsee die erste Ausstellung. Dann war ich bei Galerie Poll und anschließend bei Galerie Berlin.
FGA
Wir haben eine Geschichte gehört über eine Reise, bevor du nach West-Berlin gegangen bist.
RK
Ihr meint die Reise mit Sascha Anderson. Das ist eine sehr spezielle Geschichte: Anderson war Schriftsteller und Dichter. Allerdings war er bei der Staatssicherheit und hat mich observiert. Es war eine wirklich dadaistische Situation: Er hat mich 1982 unter dem Vorwand aus der Stadt gelockt, dass wir mit dem Auto einen Ausflug an die Ostsee machen würden, weil hier ein Weltpioniertreffen stattfand. Man befürchtete, dass wir die Veranstaltung stören könnten, was die kommunistische Jugend nicht sehen sollte. Da haben die sich gesagt, den Kerbach müssen wir auf Reise schicken, und da habe ich mit Anderson das Buch „Totenreklame“ gemacht.
Das Buch ist dann beim Rotbuchverlag erschienen, mit Gedichten von Anderson(1980). Und als die DDR zusammenbrach, stellte sich heraus, dass unser Freund Anderson ein Stasispitzel war.
FGA
Und du hattest keine Ahnung davon?
RK
Nein, überhaupt nicht.
FGA
Und du hattest eine schöne Reise.
RK
Ja, es war eine hochinteressante Reise mit wirklich guten Gesprächen. Wir sind in die Zusammenhänge der deutschen Geschichte eingedrungen, haben auch die ganzen Orte der Vergangenheit, besucht, auch die grauenhaften. Das ist einmalig in der Kunstgeschichte, und das Buch ist im letzten Jahr vom Leipziger Museum erworben worden. 2007 wird es vielleicht im Getty-Museum gezeigt, im Rahmen einer Ausstellung zum Thema „Kunst im kalten Krieg“.nDas Buch heißt so, weil wir den Staat DDR in Agonie erlebt haben. Die Leute reisten alle aus, sie waren schwer depressiv, sie hatten keine Freiheit, ihr könnt Euch das nicht vorstellen, das war ein System, aus dem du nicht raus durftest. Es war eine Art großes Lager.
FGA
Dann war dein Freund dein Bewacher.
RK
Genau. Als das herauskam, habe ich in Marseille gelebt, und ein französischer Maler sagte zu mir, ich solle ihn sofort erschießen, nach Berlin fahren und ihn umbringen. Er meinte, der hätte uns alle verraten. Wir haben dann in der FAZ einen großen Artikel darüber geschrieben, aber das ist längst vorbei. Aber die Kunst bleibt übrig, das ist doch gut. Jetzt interessiert sich eben Leipzig dafür; der Staat ist weg, der Spitzel ist weg, und die Kunst bleibt. So soll es sein.
FGA
Hast du einmal mit Sascha Anderson danach gesprochen?
RK
Nein. Weil wir alle sehr schockiert waren, haben wir zusammen mit A.R. Penck, für den das auch sehr schwer war, versucht, Anderson dazu zu bewegen, uns die Wahrheit zu erzählen. Wir wollten einfach seine Motivation wissen. Warum sitzt er nachts da und schreibt etwas über unsere Gespräche und gibt das der politischen Macht. Das ist ja hochgefährlich.
Doch er hat es uns nie gesagt. Deshalb haben alle mit ihm gebrochen. Ich denke er hatte dann einfach Angst. Er lebt ja jetzt in Frankfurt am Main mit der Walser, der Tochter des Schriftstellers Martin Walser. Er ist aus Dresden und dem ganzen Kreis weg.

Sascha Anderson, freund von Ralf Kerbach und i.M.

FGA
Vielleicht spürt man in solchen Zeiten, dass Kunst wichtig ist, weil man eine Botschaft oder einen Inhalt verschlüsseln kann.
RK
Ganz genau, und das auf mehreren Ebenen. Im Denken sind das Schlüsselbotschaften, die sich darüber mitteilen, auch die Angst und die Probleme. Das ist alles darin enthalten.
FGA
Das muss einen großen Einfluss darauf haben, wie man Kunst macht. Siehst du da noch immer einen Einfluss auf die aktuelle künstlerische Praxis?
RK
Nein, weil das vom System abhängt. Die Probleme, die ich damals hatte, auch mit der Figürlichkeit und der deutschen Geschichte umzugehen. Die junge Generation hat andere Bezugspunkte. Das ist ein großer Unterschied; wir steckten viel stärker in der ganzen deutschen Problematik drin als die junge Generation, das wird mir immer bewusster. >>
FGA
Aber sieht man noch etwas davon in den Arbeiten oder zum Beispiel der Methode der Jungen?
RK
Bei Havekost oder Scheibitz sieht man auf jeden Fall eine Herkunft... Man merkt, dass er sich durch seine Strenge in der Malerei von den Amerikanern unterscheidet. Trotzdem haben sie eine ganz andere Herangehensweise gehabt als wir. Die haben keinen Punk erlebt. Oder nehmen wir die minimalistische Kunst: die war hochabstrakt, hochartifiziell. Und in den 80er Jahren kamen dann die Befreiungsschläge, alles war konzeptionell festgefahren, nichts ging mehr. Außer in England, mit Lucien Freud oder Auerbach zum Beispiel, die mich immer interessiert haben. Die Briten haben ja schon immer ihr Ding gemacht.
FGA
Oder Marlene Dumas.
RK
Ja, Dumas auch. Dumas hat auf einmal wieder Existenzielles thematisiert. Ich habe den ersten kleinen Katalog gesehen und gedacht: Wow! Da ist was. Das hat mich sofort interessiert. Die großen Aquarelle, die Verletzungen, die Köpfe, auch die psychischen Verletzungen; Tod, Krankheit, es ist alles da.
FGA
Worüber war dein Vortrag, als A.R. Penck dich an die Akademie einlud?
RK
Ich habe über die Totenreklame gesprochen und über verschiedene Arbeiten, die ich damals gemacht habe wie „Der deutsche Zwilling“, „Waldspaziergang“, „Epave“ und über aktuelle Bilder aus den 90er Jahren.
FGA
Das war also künstlerisch ein gute, eine produktive Zeit, nachdem du die DDR verlassen hattest und nach Frankreich gegangen warst?
RK
Ja, ganz wunderbar. Es bedeutete natürlich auf der einen Seite einen Bruch für mich, aber ich habe nicht die westliche Kunstkonzeption übernommen; ich habe nicht abstrakt gemalt, ich habe keine Performances gemacht, ich habe versucht einen dritten Weg zu finden.
FGA
Du hast also auf die neue Umgebung in derselben Formensprache reagiert?
RK
Ja. Ich habe Reisezeichnungen gemacht und gemalt, allerdings in kleinen Formaten. In Berlin habe ich dann ziemlich große Bilder gemalt; einige davon sind jetzt im Museum.
FGA
Musstest du bei deinem Vortrag auch sagen, was du dir unter Lehre vorstelltest?
RK
Ja. Meine erste Idee war, den Kern der Persönlichkeit eines Studenten zu finden. Ich lasse mich psychologisch auf mein Gegenüber ein und gucke, was der für eine Mentalität hat, was sein Wesen ist, sein Charakter, seine spezielle Essenz. Also nicht ideologisch-systematisch, dass ich sagen würde, du musst so und so arbeiten, sondern ich frage: Was ist dein Talent? (...)
FGA
Im Moment gibt es eine ganze Menge Geld durch die Bundeskulturstiftung, um Kontakte und Verbindungen zwischen den osteuropäischen Staaten und Deutschland aufzubauen. Die Ausstellung Wildes Kapital im Kunsthaus Dresden ist gehört dazu.
RK
Das ist ein neuer Prozess; aber was sich daraus entwickelt, das wissen wir nicht. Ich habe zum Beispiel eine Einladung nach Prag bekommen, die für uns ganz wichtig gewesen ist. Nach der Nazizeit und nach dem Kommunismus entstand da wieder was, und die Leute dort waren zuerst absolut skeptisch, auch wegen 68. Ich habe mit der Prager Universität eine große Ausstellung organisiert. Und heute sind wir gute Freunde. Später waren sie hier und haben ebenfalls eine große Ausstellung gemacht. Zuerst waren die Prager Studenten absolut skeptisch. Durch die historischen Ereignisse war das Verhältnis natürlich geradezu kontaminiert: Und ich habe mir gesagt, ich fahre jeden Tag 230 km von Berlin hierher und wieder zurück, und nach Prag sind es 150 km. Aber es ist eine europäische Hauptstadt. Prag ist ganz wichtig: Kafka, Werfel, die Musik, die Moderne; Le Corbusier hat seine ersten Häuser dort gebaut; der architektonische Kubismus hat dort stattgefunden. Und warum haben wir keinen Kontakt miteinander? Weil der Krieg und die Ideologien das zerstört haben. Im alten Europa gab es diese Beziehungen: Prag, Dresden, Berlin.

Ause dem Zyklus Totenreklame, Ralf Kerbach 1982

FGA
Wie beeinflusst die Lehre deine eigene Arbeit?
RK
Die Kunst, wenn du intensiv Kunst machst, fordert alles. Dieses letzte Jahr, in dem ich die Radierungen gemacht habe, habe ich nur gearbeitet und bin nicht für die Studenten da gewesen. Und die Zeit davor, vor 5, 6 Jahren, habe ich fast nur mit den Studenten gearbeitet. Das ist wie ein Perpetuum Mobile: Wenn du selbst arbeitest, kannst du wieder was geben und bekommst auch wieder etwas zurück. Ich versuche ein Angebot zu machen, und bisher ist mir das wirklich gelungen, dass ich ein offenes Verhältnis mit den Studenten herstellen konnte und dadurch ein Prozess in Gang gesetzt wurde, der auch nach der Studium weiterging. Wir hatten mal Luc Tuymans eingeladen, mit dem wir einen herrlichen Abend hatten. Er hat sich immer lustig gemacht über die „artcowboys“ in Deutschland, Kasper König sei der Jim Dine der deutschen Kunst. Aber Tuymans ist ja sehr beeinflusst von Morandi und Mondriaan, konzeptionell allerdings mit der Problematik des Faschismus verbunden. Aber wenn es dann um Bildanalyse ging - Flächen, Raum, Maße, Farbe - war er wirklich brillant.
FGA
Wir haben ein Zitat von dir gefunden, das lautet: „Die Malerei als Antwort und weitere Folgen“.
RK
Das ist ein bisschen dadaistisch oder zynisch gemeint: Für mich ist Malerei an dieser Kunstakademie sehr wichtig, und zwar das „Wie“ der Malerei. Das „Wie“ ist die Antwort; im Bild muss also die Malerei sprechen und nicht das, was abgebildet ist, sondern die Essenz. Und mit „weiteren Folgen“ ist gemeint, was das für Prozesse beim Betrachter im Kopf auslöst. Und Malerei ist wieder wichtig geworden. Ihr wisst ja, in den 80ern war sie wichtig, dann gab es eine Zeit, da war sie tot.
FGA
Catherine David hat sie gekillt... Und Luc Tuymans hat als Antwort darauf in Antwerpen eine Ausstellung gemacht. Er hat zusammen mit Narcisse Tordoir die Malereiausstellung Trouble Spot Painting kuratiert. Es war wirklich etwas Sensitives und nicht nur Konzeptionelles.
RK
Luc Tuymans ist sensitiv, und Catherine David ist konzeptionell. Sie kommt von Beuys mit seinem erweiterten sozialen Kunstbegriff; es geht um politische Wirkungsprozesse, darum, Gesellschaft zu verändern. Das würden sie gern erreichen. Meiner Meinung nach verändert Kunst nicht die Welt, aber ein gut gemaltes Bild erreicht den Einzelnen. Wenn du dich vor ein gutes Bild stellst, trittst du mit diesem in einen hochartifiziellen, metaphysischen Dialog. Wenn ich aber mit hochphilosophischen Systemen versuche, Welt zu verändern, dann ist das eine philosophische Position.
FGA
Hat das auch etwas mit deiner DDR-Vergangenheit zu tun?
RK
Nein. Diese Diskussionen hatten wir damals auch. Ich habe mich viel mit Beuys auseinandergesetzt, der bei uns heftig diskutiert wurde. Beuys hatte mit Malerei nichts zu tun, es ging um radikale Veränderung von Gesellschaft, speziell um die deutsche Gesellschaft. Ich habe dann festgestellt, dass Beuys ein sehr guter Zeichner war und ihn sehr dafür bewundert. Kettner kam dann immer und sagte, Beuys behauptet, jeder ist ein Künstler, aber man muss den Satz zu Ende führen, und der lautet: Jeder ist ein Künstler, aber nicht jeder ist ein guter Maler.
FGA
Wir möchten noch einmal auf die „weiteren Folgen“ zurückkommen, weil wir diese für unsere eigene künstlerische Arbeit und unser Selbstverständnis für wichtig halten. Wir sind auch sehr an Künstlern interessiert, die neben ihrer künstlerischen Arbeit schreiben. Ad Reinhardt ist zum Beispiel ein wichtiges Vorbild für uns. Er hat unter dem Titel „Art-as-Art Dogma“ über Kunst geschrieben, Zeichnungen gemacht als so eine Art „mind maps“ zum Thema „How to look at modern art“ und Komikstilrezensionen geschrieben.
RK
Eins ist wirklich wichtig: Wenn wir uns die Amerikaner anschauen, Ad Reinhardt, Philip Guston, Willem de Kooning, Mark Rothko, Pollock, Diebenkorn ... Schaut Euch Diebenkorn an, da seht ihr Thomas Scheibitz. Das sind alles Künstler, die Vertreter der erweiterten Moderne sind. Die haben im Grunde alle ein Schlußpunkt gezetzt, die durch spätere Generationen nicht mehr zu abstrahieren war.
(...)
Der Maler drückt sich über das Medium Malerei aus, ansonsten kann man es lassen. Das ist doch die Chance, das Sensitive der Malerei trägt durch das „Wie“. Goethe hat gesagt: ‚Das Was bedenke, doch mehr bedenke das Wie.’ (...)
Die Malerei ist für mich das Wesentlichste, ob das nun abstrakt ist oder gegenständlich, dazwischen bewege ich mich völlig frei. Nach Richter kannst du gegenständlich oder abstrakt malen, das ist heute nicht mehr relevant. Ich betreibe Bildforschung, aber die Malerei ist der Kern, und die Folgen sind der Prozess sowohl beim Betrachter als auch bei mir. Da ist ein Vermeer wichtig, und ich schaue mir an, wie er Licht malt.
FGA
Die Materie.
RK
Ja, die Materie, das Geheimnis der Malerei.

Wir machen eine pause und gehen nach die andere seite von die Elbe und setzen uns im Biergarten Augustusgarten am Narrenhäusel. Das gesprach geht hier weiter über Kunst, Ruhm, und Geld.

Ralf Kerbach
Es gibt etwas, das ich Euch erzählen möchte. Der Maler und Skulpteur Stella hatte hier ein großes Architekturmodell nach seinem Entwurf für ein Modernes Museum speziell für Dresden gebaut, Es sollte ein großes Museum in einer riesigen Kuchenform gebaut werden, mit Ecken und barocken Schnörkeln und mit Sahne obendrauf. Man stelle sich die Verbindung zum Barock von Dresden vor: Der Zwinger usw. Diese Stadt ist barock, verspielt, kitschig. Das hat mit harter Geometrie nichts zu tun. Das ist eigentlich Ludwig XIV., wir spielen hier Versailles nach. Dieses Museum hätte wunderbar hierher gepasst. Es so konstruiert, dass man an riesigen Wänden mit speziellen Lichtkonstruktionen eine wunderbare moderne Sammlung hätte zeigen können. Es gab auch einen Finanzier, Henkel, ein wichtiger Berliner Sammler, doch wurde das Projekt von der konservative Fraktion rundweg abgelehnt, für die nur Frauenkirche, Kreuzchor und Brühlsche Terrasse zählen, und die sich nicht für Kunst in der Moderne interessieren. Wirklich reaktionär. Diese kleine Gruppe, die sich mit Moderne, Avantgarde und aktueller Malerei beschäftigt, sind ungefähr 30 Leute. Das ist wie eine Katakombengemeinde.
FGA
Ich habe auf einer Website im Netz einen schönen Satz gefunden: Die Landeshauptstadt Sachsens bietet mit ihren Bauwerken, Museen und Schlössern die perfekte Kulisse für Ihre Werbung.
RK
Das sagt es doch. Dresden wird nur als historischer Ort betrachtet.
FGA
Kommen die Studenten vielleicht auch, weil sie an einem so hermetischen Ort wie dem Akademiegebäude mit seiner ganzen Tradition studieren wollen?
RK
Das kann schon sein in Hinblick auf dieses etwas merkwürdige Kriterium: Hier lernt man etwas. Und darüber sind wir uns ja einig; man kann malen lernen, über die handwerklichen Aspekte haben wir ja bereits geredet. Diese Tradition ist auch wichtig, aber es muss daneben Klassen oder Studenten geben, die sagen, mich interessiert die Malerei überhaupt nicht, ich mache Politik, ich will Aktionismus.
FGA
Man könnte auch fragen, warum die Studenten nach Dresden an die Kunstakademie kommen. Kommen sie, weil sie etwas lernen wollen, oder wollen sie Ruhm und Geld?
RK
Eine wichtige Frage ... Sie kommen schon wegen der Kunst, aber wegen einer Kunst, die mit Malerei zu tun hat, und nicht mit dem erweiterten Kunstbegriff einer Catherine David. Sie müssen aber aktiv werden und sich mit der Problematik auseinandersetzen wie ich auch. Das sind alles sehr gebildete und intelligente junge Menschen, aber dieser bestimmte anarchistische Drive, den man braucht, um etwas ganz anders zu machen, der fehlt. Wenn ich mir überlege, was während der DDR-Zeit los war, was es für Aktionen gab. Das war eine unglaublich lebendige Zeit; die „Autoperforationsartisten“, die Punkbands, die nachts im Keller aufgetreten sind. Die anderen haben oben gestanden und gesagt, um Gottes willen, das sprengt alles. Es war eine Form von Widerstand, wir wollten uns nicht weiter in die Ecke drängen lassen. Die Studenten heute wollen schnell eine Galerie finden und Geld verdienen. Aber ihr habt auch nach dem Hermetischen des Akademiegebäudes gefragt, nach der Schwere, da müssen die Studenten einfach Bewegung reinbringen.
FGA
Ich denke, Studenten sehen Kunst als eine Art Beruf.
RK
Wisst Ihr was Peter Sloterdijk gemacht hat? Er hat eine Recherche gemacht über gesellschaftliche Entwicklung und dafür junge Leute interviewt. Jeder zweite Jugendliche hat dabei angegeben, dass er Künstler werden wolle. Und auf die Frage, warum, bekam er die Antwort: Weil man dann berühmt wird’.
FGA
Was ist deine Haltung dazu?
RK
Es stört mich natürlich. Auch wenn meine Kunst natürlich ebenfalls Kapital ist. Wenn ich zwanzig bin, oder vielleicht dreißig oder fünfunddreißig, dann denke ich als Student schon mal darüber nach, was ich machen kann. Und uns hat das damals nicht interessiert. Wir haben versucht, uns gegen das System zu wehren, das uns eingeschnürt hat, und Stellung bezogen. Das war auch sehr politisch, was wir gemacht haben. Und die Studenten heute...
FGA
Der politische Aspekt ist verschwunden.
RK
Das ist der Punkt. Jonathan Meese hat ja gesagt, man solle in Deutschland alle Kunsthochschulen schließen. Er ist ein bisschen sehr verrückt, aber ich habe ihn eingeladen und mir das angehört. Vielleicht ein etwas spezieller Ansatz, der in Richtung Beuys zielt, aber es ist etwas dran. Man muss sich nur anschauen, wie der Staat jetzt mit der Umstellung auf den Bachelor-Studiengang restriktiv in die Freiheit der Kunst eingreift. Wir haben in Deutschland auf den Kunstakademien 3000 Studenten, und davon wird 1% Erfolg haben.

Bearbeitet von Susanna Mende

^FGA

Mr. Heinemann & Forum für Kunst
Stefan Heinemann is a lawyer (Fachanwalt für Strafrecht) and art collector. Soon after the collapse of the Wall, he relocated from Munich to Dresden, where he is one of the most important collectors. In 2001 Klaus and Doris Schmidt, Jens Zander, Peter Herbstreuth and Heinemann founded ‘Forum für Kunst in die Gegenwart’ – a series of lectures and other private gatherings. We are intrigued about his ideas on collecting, the role of art collectors, their importance for artists, and the Dresdener Malerschule.

FGA
What was the first work of art you bought and when was that?
Stefan Heinemann
I started buying art years ago in Mönchengladbach. The museum in Mönchengladbach was very famous in the 1960s. My uncle was a collector and was president of the Friends of the Museum. In the cabinet in my hallway is a small book entitled Collection Heinemann. It is his collection, not mine. So I got to know Joseph Beuys when I was sixteen. I was still at school and I didn’t have much money. I bought a work by Beuys for 10 or 15 deutschmarks. Meeting Beuys, Carl Andre and all those people in the mid-sixties in the Rhineland had a big influence on me. They were all in Mönchengladbach. Johannes Cladders, the museum’s director is now in his eighties. Last year we invited him as a guest at our Forum.
I was born in Mönchengladbach. After my studies – in art history and law – I opened an office in Munich. I moved to Dresden in 1991 shortly after reunification. I was spending a lot of time in Dresden and Leipzig and I decided to stay. By coincidence in 1993 I got a big criminal case at the court in Dresden. I found out that there were nearly no criminal defence lawyers here. Then after 1993 I decided it was my vocation to be a criminal defence lawyer. But I can still be involved in culture by collecting art and organising cultural activities on the side.
FGA
Is there a link between art and law?
SH
There is a link between the work of criminal justice and art. I recently gave a speech in Leipzig at the Gallery für Zeitgenössische Kunst and tried to show the parallels. Both try to reconstruct truth. Art tries to reconstruct truth in a very personal way. In the courtroom, none of us was at the scene of the crime, not the judge, not the defence lawyer nor the prosecutor. Sometimes we even have to exclude things we know, we are not allowed to consider certain knowledge for reasons of law. For example: the husband killed his wife and the only witness was the son. In German law the son is not urged to talk. He has to be informed of his legal rights not to say anything. If this information has not been given to him his then his testimony is impermissable .
FGA
So you are making a thought construction?
SH
Right. And artists also have a special take on truth, and give expression to that. That is comparable.
FGA
So you play a game with very strict rules? Is that comparable with art?
SH
Right. I think many situations in art play with procedural rules.
FGA
But in art, the important thing is playing with unwritten rules, changing them, breaking them... That sounds like the opposite to me.
SH
It is not, as many rules in law are not in writing but in the sense of the written law. That’s comparible with art, when some rules exist.
(...)
SH
A few friends and I founded ‘Forum für Kunst in die Gegenwart’. The final art fair in Dresden took place in 2002. And then we made a catalogue entitled Dresden Privat of private collections in Dresden. Peter Herbstreuth, an art critic from Berlin, interviewed six collectors (Barbara & Axel Bauer, Petra and Moritz von Crailsheim, Stefan Heinemann, Friedrike Kübler, Stefan Penkers, Doris & Klaus Schmidt, ed.). The interviews are illustrated with photographs of the interiors of the collectors’ houses by Werner Lieberknecht. I am building a new house. The building site you saw is for my private home, my office and the architectural office of my friend, who also designed the building. But I also bought the plot next to it, on the river Elbe, and I am thinking of building a little art hall.
FGA
A pavilion?
SH
Yes, well something like that, but let’s see. We must finish the house first!
FGA
What is the theme of the next Forum?
SH
‘Wie komt die Kunst in die Sammlung’ is the title of the next meeting. We invited
Julian Heynen, curator of the 50th Venice Biennale and director of the collection K21 at Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Andreas Kaernbach of the collection Reichstag, Birgitte Scheel of collection Treptowers (Allianz) Berlin, and Wolfgang Holler, director of Kupferstich-Kabinett Dresden. The forum evenings are by personal invitation only. You are welcomed as a guest in a small company.
FGA
I read in Dresden Privat that all the collectors have a motto. Doris & Klaus Schmidt’s motto is: “Wir sammeln um zu kuratieren.” What is your motto?
SH
The museum in Mönchen-gladbach and Joseph Beuys infected me with art so my motto is: “Das Gladbacher Museum hat mich infiziert.”
FGA
Which artists or art works do you collect?
SH
My collection is not very focused, but there are some clear motifs, such as the use of text and letters by artists such as Lawrence Weiner, Liam Gillick and others. The way the works are currently presented in the house is not very organised. In the new house we will be able to make a good plan of how to show it all.
FGA
Do you also consider inviting a curator?
SH
First I will do it myself. Perhaps some time later. First I need more space. The works are just everywhere now.
FGA
Do you often change the hanging arrangement of works in your house?
SH
Yes, for instance this is a recent work by Frank Nitsche, and those two are older works of his. So I wanted to see them together and had to replace some other works. There are two works by Mohamed Tabal that I bought in Morocco.
FGA
Do you follow certain artists?
SH
Yes, for instance Thomas Scheibitz. Probably I was the first to buy a work from him during the speech at his first exhibition at gallery Gebr. Lehmann in 1995. Now I do as long as I afford it.
And Frank Nitsche and Eberhard Havekost too. I bought these works ten years ago just after they graduated from the art academy in Dresden. Most of my decisions to buy are completely spontaneous. I go to a gallery or a studio, and if I like it and can afford it, I buy.
FGA
And have they always been the right decisions?
SH
I don’t have many pieces I don’t like to look at. Perhaps two or three.
FGA
So you are good at split-second decisions?
SH
Yes, but only for myself. I never sell pieces from my collection. -
FGA
So it is not about the money but about the love of art – you’re totally free to do what you want?
SH
I earn some money, but I am not totally free!
FGA
Do you buy according to a concept?
SH
No, I follow my heart, in German we say – ‘Bauch’ (gut), but sometimes I think I should. For instance this theme of text in paintings, it really interests me.
FGA
Shall we take a look at your collection, or are we doing it by mind construction. You could make an imaginary collection.

We walk through the house, which is full of art. Upstairs are the offices, and again art everywhere. In the hallway is a display cabinet with “Mönchengladbach”, wonderful printed matter, artists’ books and catalogues from the 1960s and 1970s. In the library we see a text work by Liam Gillick next to an old Dutch etching: De aangename droom (The pleasant dream). There are also works by Georg Baselitz, Claes Oldenburg, Carl Andre, Jan Schoonhoven, and A.R. Penck. “What happened to Penck” asks Rob Heinemann: “He paints bad paintings now”. The stairway is a nineteenth-century arrangement of modern art. Many of the works bear dedications or inscriptions: “I orga-nized an exhibition with works from the Speck collection in Dresden. Polke was going to make thirty-five of these prints to sponsor the project, but he didn’t make them in time. Here they are, we got them after the show — they say: ‘Ich brauche einfach für alles etwas länger’ and ‘Leidenschaft ist unsere Antrieb’ which means: we all are not in this for the money.”
Some more early works by Thomas Scheibitz, Eberhard Havekost and Frank Nitsche.
Rob asks: “What is it with this Dresdener Schule?” And again we hear: “There is no Dresden School. Leipzig perhaps, but Dresden? No.”
On the stairs hangs a small exquisite work of folded and pasted paper by the “Dresdener Altmeister Hermann Glöckner.” Further, a photograph by Karin Weinert, from a series we had already seen in Bautzner69.

FGA
What is that big thing? Beautiful!
SH
It is from a young artist from Dresden, I bought it at the academy exhibition. This is Grauberg, I have been following him for a long time. His work has changed a lot. He makes very big drawings now and I just bought one.
Hirschvogel, Per Kirkeby, the first issue of Diamondpaper, Peter Moors, Jürgen Schön from Dresden. A Baselitz, an early Penck. Immendorf.
FGA
One more question: do you want your collection to be public or only private.
SH
It is more a private-public collection. (Laughs.) I don’t have a problem with opening the door for the Friends of the Kupferstich-kabinett or holding a dinner for a museum association, but not to be open daily for everybody.

*„Dresden privat – Die Kunst des Sammelns“ by Peter Herbstreuth, 2002

Forum für Kunst in die Gegenwart – Themes since first Forum 12-12-2001:
Hat das Museum für zeitgenössische Kunst ausgedient? / über die Entstehung und Verwendung von Ismen in der Kunst / Die Vermittlung des Ungewohnten. Ist der Umgang mit der zeitgenössischen Kunst wirklich so schwierig? / Wer (ver)kauft die Künstler? / Kulturlandschaft Dresden-Chemnitz-Leipzig, Eine Perspektive ohne öffentlich / Was fangen wir mit der documenta 11 an? / Drei städtische Galerien – ein Ziel? / Ich sehe Video – aber wie? / Besuch Museum der Bildende Künste Leipzig / Der Mythos in der Kunst / Braucht die Wissenschaft die Kunst? / Kunstbegriff bei Joseph Beuys / zeitgenössische Fotografie / Selbstsicht und Aufsicht, Die Rolle von Biografie und Autobiografie im künstlerischen Werk / Kontext-Kunst – Zusammenhänge herstellen / Das Politische in der Kunst / Die Wiedervereinigung von Kunst und Natur / Kunstkritik – quo vadis? / Restaurierung heute / Was ist zeitgenössisch?

^FGA

Sandsteinfalle
Nach dem Krieg, in Dresden heißt es „Angriff“, fuhren längere Zeit auch keine Straßenbahnen mehr. Ich sitze in der Linie 1, aus dem Fenster blickend, sehe vor dem Pirnaischen Platz die ersten Nachkriegsbauten Dresdens, Wohnhäuser mit großzügig angelegten Fensterfluchten in reiner Ziegelbauweise, die Ziegel aus der Trümmerbahn, die vielleicht in den Straßenbahnschienen fuhr und von Trümmerfrauen gefüllt wurde. Ich blättere in einem Buch mit alten Schwarzweißphotos, um mich zu vergewissern. In der ganzen entmenschten inneren Stadt waren kreuz und quer die Gleise der Trümmerbahn durch die Ruinen und in Schleifen über die herauszuarbeitenden Straßen hinweg verlegt. Photos forcieren die Erinnerung, schon heute hat nur noch stattgefunden, was in den Bildern geronnen ist, eine trügerische Art des Ins-Gestern-Schauens, der ich nachgebe, weil ich es doch nicht besser weiß.
Die übernommenen Erinnerungen werden heute überlagert von den Bauten der Neuen Zeit. Im Kopf entstehen vielschichtige Vexierbilder aus Vergangenheit und Gegenwart: was ist Legende und was die Realität. Auf der Fahrt durch die Innenstadt sehe ich die Baustellen, die die Legenden ins Jetzt transportieren sollen. Eine hilflose Geste: als ob man je Vergangenheit einholen könnte.Denke ich an Dresden, denke ich an Heimat, denke ich an Heimat als etwas Flüchtiges und nur in der Erinnerung Existierendes. Heimatgefühl nährt sich aus einer Vergangenheit, die es so möglicherweise nie gegeben hat. Gab es das Dresden, das wir vermeintlich und kollektiv erinnern denn je wirklich? Mythisieren wir nicht doch nur einen Traum, den zu träumen wir uns erlauben, weil es so hätte sein können, wer weiß es. Sehnsucht gründet sich doch aus dem Gefühl des Verlustes, zumindest dem Gefühl des Fehlens von etwas. Was fehlt denn dieser Stadt, daß sie sich immer so sehnen muß.
Möglicherweise sind die Typenbauten, die hier überall zu finden sind und wo meine Kindheit stattgefunden hat überhaupt kein Bezugspunkt und wir alle, die wir dort gewohnt haben; diese Plattenbauten die jetzt abgerissent werden, weil zu wenig Leben nachwächst und die warum auch immer das Auge beleidigen sollen auf einmal. Viel wurde renoviert und viel zerstört. Die auf den Abrißflächen entstehenden Neubauten greifen mich an, das ist mein täglicher Angriff, der die Generation der Eltern zukleistert mit billigem Vergessen. Ich will selbst bestimmen können, was ich vergessen soll.
Sanft wie Tiere gehen die Hügel neben dem Fluß schreibt Heinz Czechowski, Kamele, die auf ihre Karawane warten: Dresden ist landschaftlich privilegiert vor vielen Städten und Millionen Touristen gehen zufrieden in die sanfte Sandsteinfalle. Der Stadt eilt ein Ruf voraus, den einzuholen sie jeden Tag ihr ganzes Sehnsuchtspotential aufbringt und über ihre Bewohner in den weichen Wellen des sächsischen Idioms ausgießt. Im Flur des Stadtplanungsamtes über den anthrazitfarbenen Teppich gehend genieße ich den hier liegenden Geruch einer würdevollen und verantwortlich ausgearbeiteten kreativen Zukunftsprojektion. Viele Dinge sind in Bewegung und viele Chancen liegen offen, ich wünsche, daß Dresden sie zu nutzen vermag trotz der bescheidenen allgemeinen sozialen Situation. Die Stadt im Aufbruch – spürbar auch und vor allem durch zahlreiche und interessante künstlerische Projekte, die oft unter arbeitsrechtlich und finanziell absurden Bedingungen verwirklicht werden und nachhaltig ins Geflecht der Stadt eingewebt sind, sie bereichern und vielleicht stückweise positiv verändern werden .
Wo die Heimat Sehnsucht ist denkt man im allgemeinen an Hafenstädte. Dieser Blick vom ausfahrenden Schiff zurück auf die Stadt... täglich spiegelt sich in Dresden dieser Blick nach innen. Ich grüße die Stadt Rotterdam!

^Eileen Petrasch / Andreas Paul


Foto Frauenkirche
„Alles verkaufen und abreißen; die Frauenkirche reicht doch!“
(Dresden is wohnungslos) Andreas Koch, collage für Motz, Berliner Straßenmagazin.

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Hooligan’, Martin Mannig, 2005
Pencil on paper, 29.7 x 21 cm


Fucking Good Art–Dresden edition was made on invitation by Kunsthaus Dresden for the exhibition Das Wildes Kapital/Wild Capital, Mai 2006.

www.kunst-haus-dresden.de
www.wildcapital.net

Special thanks to:
Ralf Kerbach, Stefan Heinemann, Dirk Lange and Grit Ruhland (Stock7), Eileen Petrasch (Picknick), Karen Weinert (Bauzner 69), Demjan and Cosima (Doppel DE), Ilka (FreiRaum 05), Andreas Koch, Andreas Paul, Beate Engl. Frau Doctor Kardinar from the archive of the academy for beeing kind and patient with us, sharing beautiful stories on Mart Stam and prof Siegfried Klotz, and for the book she gave us: ‘Trotzdem. Neuanfang 1947’. Peter Koch for giving us a tour at the beautiful art academy (HfbK) Brühlsche Terasse, and Cosima for giving a tour through the garden and building of the sculpture department (HfbK) at Pfotenhauerstraße. Thomas Scheibitz for bringing us in contact with Ralf Kerbach, who was hard to find. Karola Matschke (gallery Gebr. Lehmann) for explaining a few things about Dresden and bringing us in contact with the young artist Martin Mannig. Martin Mannig for serving tea and cake in his studio, showing us his extremely strange but beautiful and interesting work, and giving us three drawings for publishing. Christiane Mennicke, Marlene Laube, Sophie Goltz, Thorsten Birne/Kunsthaus Dresden. And last, Gerard Forde, Susanna Mende, and Dagmar Baumann for solving lose ends.


List of 5 Artist-run Spaces
Stock 7
Wilsdruffer Str. 3 / Pirnaische Platz
D-01067 Dresden
www.stock7.de

Doppel DE
Buchenstr. 16A
01097 Dresden
www.doppelde.de
Openings on the first Wednesday of the month at 19.00.

Picknick für Kunst
Gruaer Straße 28
01069 Dresden
www.picknick-dresden.de

Bautzner 69
K. Weinert und U. Patzer
Bautzner Straße 69
01099 Dresden-Neustadt
www.bautzner69.de

FreiRaum 05
Bauzner Str. 19a, Dresden

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Fully booked – 5 Artist-run spaces in Dresden
Dirk Lange from artist’s space Stock 7 asked if we would like to provide an introduction to our magazine. Instead, we asked him to invite some of the people from the spaces to talk about self-organisation and not-for-profit, do-it-yourself strategies and new models for artist’s spaces. What role do they play within their own artistic practice and in the local urban environment? We were very surprised to see more than ten artist’s spaces or ‘project raumes’ on the list he had sent us. Representatives of five of them came to Stock7. As Catherine Griffiths has already pointed out (FGA#12 – International / Berlin) everyone uses the same terms: to provide a platform for art, discussion, reflection etc. with parties and social gatherings to maintain and strengthen social links within the artistic community. The difference in programming seems minimal, the theory remains in the realm of generalisations, the specific and personal aspects are to be found in their practice. A tour of the various sites is an exciting way to discover the city.
In Dresden the artist-run space is no alternative to the mainstream, because there is only one mainstream in Dresden and that is the river Elbe. Fact: if you don’t undertake things yourself, nothing will happen. Dresden needs these places and it is no mistake that nearly all lines lead to the art academy (HfbK). Alongside Kunsthaus Dresden, Oktogon/Senaatsaal (the art academy’s exhibition space) and three good commercial galleries, it’s all Frauen Kirche, Zwinger and Brühlsche Terrasse. It’s all history; there is no museum of modern art and no Kunsthalle. The artist-run space is an alternative to the weight of the city’s history – it is ‘Now’.

Stock 7
Stock 7 is located on the seventh floor of an office building on the Pirnaischer Platz, where the old city meets the DDR post-war reconstruction. There is a bar, a project space and studios and the view is amazing: the Elbe valley, Zitrone Presse, Frauen Kirche, Kultur Palast, horizon. Stock 7 rents the space from the Woba (a housing co-op). According to Dirk Lange the high number of artists’ spaces is a result of the amount of empty properties.
Stock7’s programme is typified by ‘show – not tell’: people are invited to discuss and exchange ideas about a particular subject, there is food and drinks and an open atmosphere. Stock7 has won a prize, which gives them the finances to invite people from outside Dresden and to publish. Grit Ruhland would like to see the University of Dresden open a faculty that could reflect more on contemporary art. Stock 7 believe that greater importance should be given to communicating and thinking about artistic practice. The lectures are by practitioners for practitioners and for the interested public. They make a point of keeping the organisation of the initiative as informal as possible.

Doppel DE
By contrast Doppel.de is the most tightly organised artist’s initiative we have come across. One of the project’s starting points is the continuity of the “exhibition platform without commercial interests” and a flexible organisation whose composition can change. The emphasis is on a strong, transferable structure and not on individuals or informal friendly links. So they have established an association with clear regulations, aims, working methods and finances. Behind the thorough approach lies the more abstract ideal of optimum transparency. The space itself is transparent, highly practical and at a bargain price: a large space on ground level, glazed on three sides, in an uneconomical ’90s office building.
Doppel.de currently has nineteen members: students from the art academy and young artists. The group originated in a workshop about self-organisation at the academy. Doppel.de was founded in July 2005 and for the last year has organised one exhibition per month “for diverse forms of expression and positions within contemporary art”. The members and exhibiting artists share the costs and they also actively seek subsidies and sponsorship.

Picknick
Picknick is a new project space initiated by Eileen Petrasch. She is just starting, but has a solid programme. Picknick was the original name of this beautiful but neglected 1950s petrol station, which is fondly remembered by Dresdeners. It had a self-service canteen, a ceiling full of circular fluorescent lights, floor-to-ceiling windows and a generally optimistic air of Sunday-afternoon trips about it.
Picknick is located at Straßburger Platz, opposite VW’s ‘transparent factory’, between the botanical garden and the hygiene museum. The programme will focus on the public realm of the square itself, and the architectural history and meaning of the location. It will be a programme of conceptual art, project-oriented and research-based. Each exhibition will be accompanied by a series of lectures around the theme. Picknick cleverly plugged into Dresden 800 for financial support. An important part of the project is maintaining the building itself, which is carried out carefully but with limited finances. Sponsorship also consists of gifts in kind, such as pots of paint from the local builder’s merchant. The inaugural exhibition ‘Märtyrer des Alltags’ (Everyday Martyrs) by ‘Optischer Verkehr’ runs until 7 June.

Bautzner 69
Bautzner 69 concentrates on photography. Karen Weinert and Uwe Patzer, both photographers themselves, run this 50m2 exhibition space in a former toyshop on the Bautzner Straße. The fresco-like wall paintings of the toyshop have been left as a frieze along the upper section of the 4-m high walls. This effectively lowers the walls by a metre giving the space a ‘kabinet’ character better suited for showing smaller work. Behind the shop Karen and Uwe have their own studios, dark room and office. The exhibition programme is closely interwoven with their own practice both thematically and practically.
We saw two series of photographs by Karen herself – sharp, carefully composed large-scale photographs of architecture and cityscapes, thus on first appearances of the Becher school. But through small directorial instructions Weibert repeatedly manages to turn the formal surface inside out and show us a more porous and unstable world. If the images were not so autonomous, you could see them as documents of social interventions.

FreiRaum05
FreiRaum05 occupies an ugly ’90s office/retail space with three glass walls, which seems completely unsuited to exhibiting paintings, but ideal for installations. This has its drawbacks, but the benefit is that visitors can always see what is on show, which is handy and has enormous potential for experimentation. The location is wonderfully hidden in courtyard far away from the Bautzner Straße. FrauRaum 05 was set up mainly to show the work of Kamail and friends: “because there are very few opportunities for art students”. In the constellation of artist-run spaces it is a so-called ‘vanity’ space, which was considered ‘not done’ in the 1990s, but is no longer an issue. There is the Senaatsaal, the exhibition space at the academy, but it is fully booked until the end of 2007. According to the seven organisers, the space is ideal for two-person shows and they now invite guest exhibitors from other art academies. Now they are fully booked until the end of the year and it is not certain that they will have the space thereafter. The organisational structure is a Gesellschaft Bürgeliches Recht (GBR) and is kept very simple.

^FGA

The 10 Most Expensive Paintings Ever Sold
On May 3, 2006, Sotheby’s auctioned Picasso’s portrait “Dora Maar with Cat” which was sold for $ 95 million, becoming the second most expensive artwork sold at an auction.

$ 104.000.000• Boy with a Pipe by Pablo Picasso (2004)
$ 82.500.000• Portrait du Dr. Gachet by Vincent van Gogh (1990)
$ 78.100.000• Au Moulin de la Galette by Pierre-Auguste Renoir (1990)
$ 76.700.000• he Massacre of the Innocents by Paul Rubens (2002)
$ 71.500.000• Portrait de L’Artiste sans Barbe by Vincent van Gogh (1998)
$ 60.500.000• for Rideau, Cruchon et Compotier by Paul Cézanne (1999)
$ 55.000.000• Femme aux Bras Croises by Pablo Picasso (2000)
$ 53.900.000• Irises by Vincent van Gogh (1987)
$ 51.700.000• Les Noces de Pierrette by Pablo Picasso (1989)

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aus: Curt Querner
– Tagebücher 1937 bis 1976

(Dresdner Hefte, Sonderausgabe 1996,
Galerie Gebr. Lehmann)
11.9.1939

Der Krieg frißt sich ins Land... Ich frage mich hunderdmal, wie es nur möglich ist, daß diese tierische Masse so unendlich dumm und leicht zu beeinflussen ist!

9.12.1939
Die ausstellung auf der Brühlschen Terrasse gleicht mehr und mehr einem Jahrmarkt. Der Direktor des Albertinums hat sich gegen meine Arbeiten ausgesprochen. Ich habe das Gefühl der Sicherheit und daß ich Glück haben werde. Dies wird aber langsam geschehen. Ganz langsam, Schritt für Schritt. Der Krieg wird auch vorbeigehen.

11.3.1940
Es gibt eine Anzahl Künstler, die behaupten, daß ein guter Maler auch Verkaufsbildchen malen könnte. Eine irrige Meinung. Eine guter Maler malt keine Verkaufsbildchen! Er malt gute oder schlechte Bilder, aber immer in dem ernsthaften Glauben, Gutes zu tun...

31.3.1940
Heute im Albertinum. Schreklich sind mir diese Griechen, de Polyklet, der Diskuswerfer von Myron (den überigens Herr Hitler bewundert)...

24.4.1945
Das Drama in der heimat geht seinem Ende entgegen. Voller Wucht zum Schluß stürtzend.

9.5.1945
Der Krieg ist zu Ende. Wir sind besiegt...

17.8.1961
Berlin zu – schrecklich überall, der Wahnsinn wächts.

30.5.1962
Wieder an “Bauern”. – Aber es wird! Abend kleiner gang. Gestern Dresden. Paar Kataloge angesehen, Pollock, Wols, amerikaner – raffinierter Maler! Toll, die Raffinesse!

21.2.1976
Wunderschöner Februartag, Sonne, windstill, ein richtiger Aquarelltag – leider. Kaputt schleiche ich im Hause einher.

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Found Review 3&4

Review 1
at Bauzner69


Ostalgie ist immer dann, wenn das Heute zu wenig befriedigt, sei es durch heute zu Hochgenschaubte materielle Erwartungen, auch der Werbung geschuldet, aber auch weil damals Ängste nicht wie heute per Bildzeitg. hochgeputscht sonder lieber – Neues Deutschland-gemäß – niedergehaltem wurde, so daß der Dresner ohne Westbez. u ohne zu viel Freiheitsdrang das Nichtvorhandensein von Raumg’ft u Bordellen mehr schätzte als er das Nichtvorhandensein der Reisefreiheit ins “gefährliche” (et Schnitzler) Westlicher vermißte!
M.Mantzke 10.03.06

Review 2
at Bauzner69


Bin Froh Menschen zu sehen die solche Bilder machen. Fotografie sollte noch viel mehr beachtet werden weil, sie eine der schönsten Ausdrucksformen ist. Viele registreren das nicht, aber für die wenigen die es sehen können ist es umso besonderer.
Bitte weitermachen!
08-05-05 Basti

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Literature

Trotzdem. Neuanfang 1947
-Zur Wiedereröffnung der Akademie der Bildende Künste Dresden
Hg. v. Rainer Beck und Natalia Kardinar
Phantasos I
Dresden 1997
isbn 90-5705-075-7
Hochschule für Bildende Künste Dresden und OPA)

Klopfzeigen
-Kunst und Kultur der 80er Jahre in Deutschland, Begleitbuch zur Doppelausstellung Mauersprünge und Wahnzimmer
p102–111. Ralf Kerbach, Reklame für einen klinisch toten Staat – eine Reise, Verlag Faber & Faber Leipzig.

Dresden privat
-Die Kunst des Sammelns
Peter Herbstreuth, mit Fotografien von Werner Lieberknecht.

Literature on self-organisation
Artists / Artist-run Spaces (1998 issue)
ISBN 0-9585553-11
Publication of interviews with artists from six Melbourne artists’ spaces: West Space Inc., Grey Area Art Space Inc, Platform, Stripp, GoGo, First Floor. Interviews by Sandra Bridie. Publication design: Brett Jones.
These six interviews illuminate an area of art practice and presentation hitherto largely undocumented. A valuable historical and practical resource, Artists/ Artist-run Spaces explores the practical, creative and political visions and challenges facing a broad selection of artist-run spaces in Melbourne.

Formation and Form: West Space 1993-2003
ISBN 0 975145 50 9
Form and Formation chronicles the part that West Space has played in presenting artists’ ideas and new art over the past ten years.  It is a document of West Space’ history and ethos as well as being a book designed to provoke discussion about artist-run organisations and contemporary art. In this book we have looked at the nature of artist-run spaces as sites for independent action and the do-it-yourself sensibility.  Artist-run organisations pursuing independence must think about how they can survive and grow, where they can find support and audiences for “cutting-edge” art and whether or not what they do is important to the culture or society at large.  Form and Formation questions this tension which exists for all independent artists and artist-run spaces. Contributors: Suzie Attiwill, Sandra Bridie, Martina Copley, Janenne Eaton, Alex Gawronski, Richard Holt, Brett Jones, Leung Chi Wo, Jonathan Middleton, Tom Nicholson, Gregory Pryor

Organisation For Cultural Exchange and DISAGREEMENT (OCED)
ISBN 0 9751455 2 5
Part of the Organisation For Cultural Exchange and DISAGREEMENT (OCED) Project. Edited by Brett Jones & Jonathan Middleton. Artists/contributors (Australia):  John Barbour, Sandra Bridie, Jane Finlay, Alex Gawronski, Ruark Lewis, Artists/contributors (Canada): Kathleen  Ritter, Mark Soo, Ryan Witt & Nicole  Raufeisen, Derek Barnett. All the artists involved in this project have practices that involve critical and/or reflexive writing. Writing represents a crucial outcome for this project in the form of a publication that explores processes of institutionalisation, bureaucratisation and the normalisation of art practice. This includes debate on how artists are to negotiate the absence, and impossibility of an avant-garde, while continuing to reference it and depend on its legacy.

^FGA

Colofon
Fucking Good Art – Rotterdam is an initiatief of Dutch artists Rob Hamelijnck and Nienke Terpsma.

Editors – Rob Hamelijnck & Nienke Terpsma. Typography – Nienke Terpsma. First issue – December 2003

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English Translation
Gerard Forde, London/gerard@gerardforde.com
Transcription and editing conversation Ralf Kerbach by Susanna Mende, Berlin
www.susanna-mende.de
Printing: De Boog, Rotterdam
Paper: La Gazetta dello Sport
website:

^www.fuckinggoodart.nl